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Wolfram Ette
"Ein guter Text ist klar. Seine Voraussetzung ist nicht die Fähigkeit, besonders virtuos mit der Sprache umzugehen. Das kann die Werbung, die zum Parasiten der Dichtung geworden ist, mittlerweile auch. Bei "kühnen Metaphern" werde ich misstrauisch; sie sind zum Werbebanner der Belletristik geworden. Die Voraussetzung eines guten Textes ist vor allem Mut. Mut, das Einfache einfach zu sagen; Mut das, was man zu sagen hat, nicht zu verhüllen; Mut alles Entbehrliche wegzunehmen, bis etwas Schlackenloses übrig bleibt. Das ist dann schon von selbst gut geschrieben. Brecht statt Benn, Beckett statt Trakl, Brent Easton Ellis statt Judith Hermann. Was der Literatur an Stoffen und Formen zuströmt, kommt eher von der Straße als aus den bürgerlichen Schutzräumen. In diesem Sinn ist die Literatur, wie Kafka schrieb, "eine Angelegenheit des Volkes". Wenn ich im ersten Satz merke, dass jemand "gute Literatur" machen will, werde ich verdrießlich."

Wolfram Ette,
geboren 1966, Literaturwissenschaftler und Publizist, wohnhaft in Chemnitz. Studium der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft, der Philosophie und Klassischen Philologie in Berlin und Paris. 1995 Magisterarbeit über den altgriechischen Lyriker Pindar, 2000 Promotion über Thomas Mann ("Freiheit zum Ursprung. Mythos und Mythos-Kritik in Thomas Manns Josephs-Tetralogie"), 2009 Habilitation mit der Arbeit "Kritik der Tragödie. Über dramatische Entschleunigung". Professurvertretungen in Chemnitz, München, Bielefeld und Basel. Zur Zeit Mitglied in der DFG Foschungsgruppe "Philologie des Abenteuers" an der LMU München, darin vertreten mit einem Projekt über Spannung.
Im Herbst 2019 erscheint ein Buch über Grimms Märchen "Das eigensinnige Kind."
Zur Person: wolframette1966.wordpress.com.
Kurzessayistik und kurze literarische Texte: wolframettetexte.wordpress.com

Foto: © Wolfram Ette
Hans Brinkmann
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